Vortrag im Rahmen der Woche des Gedenkens Hamburg Nord
Dipl. Bibliothekar Udo Sierck, Buchautor und Dozent, zählt zu den Initiatoren der emanzipatorischen Behindertenbewegung. In seiner Forschung beschäftigt er sich mit der Erkenntnis, dass, wer als behinderte Person vor allem in den Bereichen Beruf oder Sport gesellschaftlich anerkannte Werte erfüllt, hier Varianten von Inklusion erleben kann. Gleichzeitig konstruiert ein unausgesprochener gesellschaftlicher Zwang zur Nicht-Behinderung eine ‚andere Seite‘, auf der behinderte Menschen als abweichend eingeordnet werden.
Dieser Zwang führt zu erschreckenden Überzeugungen: In einer aktuellen wissenschaftlichen Studie zu sozialdarwinistischen Einstellungen lehnten weniger als die Hälfte der Befragten die Aussage völlig ab, dass sich „wie in der Natur“ so auch in der Gesellschaft „der Stärkere durchsetzen“ solle. Auch die Trennung in wertvolles und unwertes Leben erschien nur 61% der Befragten grundlegend falsch. So zeigt sich in gegenwärtigen Denkmustern über behinderte Personen ein Menschenbild, dessen Ursprünge bis weit in das vergangene Jahrhundert zurückreichen.
Der Vortrag macht Kontinuitäten und Brüche dieses Menschenbilds zwischen „Leid“ und „Last“ sichtbar.
Eintritt frei, Spenden willkommen
Ort: Saal der Kunstklinik
Eine Veranstaltung in Kooperation mit dem Inklusionsbeirat Hamburg Nord im Rahmen der Woche des Gedenkens 2024 in Hamburg-Nord.
Die Wiederkehr des Jahrestages der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz-Birkenau am 27. Januar ist Anlass für die Veranstaltungsreihe „Woche des Gedenkens“ im Bezirk Hamburg-Nord. Sie steht für das gemeinsame Gedenken an die Opfer der Shoah und gegen das Vergessen der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft, aber auch gegen heutige Tendenzen zu gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit. 2024 steht die Woche unter dem Thema: Unvergessen – „Euthanasie“ und Zwangssterilisation in der NS-Zeit.