Stolpersteine in Hamburg und Eppendorf

Seit 1995 erinnert der Kölner Künstler Gunter Demnig mit seinem Projekt STOLPERSTEINE an die Opfer der NS-Zeit, indem er vor ihrem letzten selbst gewählten Wohn-, Arbeits- oder Lernort Gedenktafeln aus Messing ins Trottoir einlässt. 2002 hat der Hamburger Peter Hess dieses Projekt in die Hansestadt geholt, wo seither über 6.300 Gedenksteine (davon 538 in Eppendorf und Hoheluft-Ost) auf ermordete Menschen aus Hamburg aufmerksam machen.

Im Herbst 2006 hatte sich im Stadtteilarchiv Eppendorf eine Arbeitsgruppe zur Erforschung der Lebens- und Leidensgeschichten der Ermordeten gegründet.

Diese „Biographische Spurensuche“ wurde hamburgweit von Dr. Rita Bake von der Landeszentrale für politische Bildung Hamburg und Dr. Beate Meyer vom Institut für die Geschichte der deutschen Juden initiiert und betreut.  Die Ergebnisse werden in stadtteilbezogenen Büchern herausgeben. Für Eppendorf erschienen im Februar 2011 zwei Bände „Stolpersteine in Hamburg-Eppendorf und Hamburg-Hoheluft-Ost, Biographische Spurensuche“. Sie sind in der Geschichtswerkstatt Eppendorf, in der Kunstklinik  und in der Landeszentrale für politische Bildung erhältlich.

 

Regionale Gedenkfeier zum 9. November

Jedes Jahr gestaltet die Geschichtswerkstatt Eppendorf zusammen mit den Alsterbundgemeinden am 9. November eine Gedenkfeier gegen das Vergessen.

2022 hat Johannes Grossmann das kurze Leben des Eppendorfer Jungen Walter Schulz vorgestellt.

Hier können Sie die Biographie nachlesen:

Vortrag Walter Schulz

Neue Biographien aus Eppendorf und Hoheluft-Ost auf der Homepage der Stolpersteine Hamburg:

Olga Brand, geborene Jotkowitz und Israel „Max“ Brand,  Kremperstraße 2

Juliane Appel, Woldsenweg 13

Frida Haarburger, Husumerstraße 19 

Senta Felixbrodt

Oscar Louis von Halle

Hans Jürgen von Halle

Dora Agnes Guttentag

Max Ahronheim

 

Alle hier abgedruckten und weitere Biographien sind auch nachzulesen auf der Homepage der Hamburger Stolpersteine unter http://www.stolpersteine-hamburg.de/

Das bundesweite Projekt Stolpersteine mit vielen Informationen finden Sie unter der Internetadresse: www.stolpersteine.com

Kinder der Marie-Beschütz-Schule beim Putzen der Stolpersteine

Ausstellung Stolpersteine in Eppendorf und Hoheluft-Ost

 

 

 

Stolpersteine für die Schwestern Angela und Gertrud Pardo:

 Hier zwei kurze Lebensläufe der Schwestern Pardo:

Gertrud Henriette Pardo wird am 10.Juli 1883 als ältestes Kind des Ehepaares Isaac und Sophie Pardo in Hamburg geboren. Nach dem Besuch der höheren Mädchenschule besucht sie das Lehrerinnenseminar. Zunächst unterrichtet sie an einer Privatschule und an einem Internat in Paris, bevor sie 1906 in den Hamburger Schuldienst eintritt. Bis 1919 arbeitet sie als Volksschullehrerin. Nach einer Zusatzausbildung unterrichtet sie an der Gewerbeschule im  Schrammsweg 34. Im April 1933 wird Gertrud Pardo aufgrund des nationalsozialistischen „Gesetzes zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums“ als Jüdin aus dem Staatsdienst entlassen.

Im Oktober 1933 richtet die Beratungsstelle der Deutsch-Israelitischen Gemeinde für jüdische Wirtschaftshilfe in der Heimhuderstraße 70 eine Haushaltungsschule ein, die auch als Hachschara anerkannt ist, also zur Vorbereitung der Auswanderung nach Palästina dient. Gertrud Pardo wird Leiterin der hauswirtschaftlichen Jahreskurse für junge Frauen. Unter immer schwierigeren Bedingungen leitet Gertrud Pardo die Jüdische Haushaltungsschule bis sie am 1. Juni 1941 auf Anweisung der Gestapo geschlossen wird.

Angela Rosette Pardo wird am 28. August 1885 als drittes Kind von Isaac und Sophie Pardo in Hamburg geboren. 1914 beginnt sie eine Ausbildung zur Krankenschwester am Israelitischen Krankenhaus Hamburg. Nach ihrem Examen arbeitet sie nicht nur im Israelitischen Krankenhaus als Schwester, sondern ist zwischen 1918-1919 und 1923-1925 auch als Gemeindeschwester der Hamburger Gemeinde tätig und vertritt zeitweise die Oberin des Israelitischen Pflegeheimes. Im März 1928 unterschreibt sie einen Arbeitsvertrag als Oberin des neu eingerichteten, hochmodernen Eitingon- Krankenhauses in Leipzig. Die nach ihrem Stifter, dem vermögenden Rauchwarenhändler Chaim Eitingon benannte Klinik, ist das erste jüdische Krankenhaus in Sachsen. Dort organisiert Angela Pardo als Oberin den Krankenhausalltag  bis zum  Frühjahr 1939, dann darf sie auf Befehl der Gestapo nicht mehr im Krankenhaus arbeiten. Sie verlässt Leipzig und zieht zu ihrer Schwester Gertrud nach Hamburg in den Rainweg Nr. 9. Beide Schwestern bemühen sich, zu ihren Brüdern Herbert und Jacob Richard nach Palästina auszuwandern, aber ihre Hoffnung erfüllt sich nicht. Im Oktober 1941 erreicht sie der „Aussiedlungsbefehl“. Zusammen mit ihrer Schwester Gertrud wird Angela Pardo am 25. Oktober in das Ghetto Litzmannstadt (Lodz) deportiert. Dort müssen sie mit zwölf Menschen in einem Zimmer in der Rauchgasse 25 leben. Vermutlich werden beide Schwestern am 3. Juni 1942 vom Ghetto Lodz weiterdeportiert und ermordet.

Gertrud Pardo wurde 59 Jahre, ihre Schwester Angela wurde 57 Jahre alt.

Die Schülerinnen und Schüler der Klassen HH 11/1 und HH 11/2 der Beruflichen Schule Eppendorf haben sich im Rahmen des Unterrichts in Wirtschaft und Gesellschaft auf Spurensuche begeben und erkundeten das Schicksal der Gewerbelehrerin Gertrud Pardo. Die Ergebnisse der Spurensuche wurden von den Schülerinnen und Schülern in einer Ausstellung im Erdgeschoss der Beruflichen Schule Eppendorf  in der Kellinghusenstraße 11 präsentiert.